Wenn Auswanderer Entscheidungen vorwegnehmen kann dieses gravierende Auswirkungen haben… und Wut und Zorn sind nicht hilfreich.
Das Ende des Jahres rückt näher und wir von Sydney Migration International möchten uns zu Beginn einen Moment Zeit nehmen, um Ihnen und Ihren Lieben unsere herzlichsten Wünsche zu übermitteln. Mögen Ihre Feierlichkeiten voller Lachen, Liebe und Freude an gemeinsamen Momenten sein.
Wenn wir auf das vergangene Jahr zurückblicken, sind wir dankbar für die Gelegenheiten, gemeinsam durch die sich ständig verändernde Landschaft des australischen Visarechtes zu navigieren. Ihr anhaltendes Vertrauen in uns wissen wir sehr zu schätzen.
Das Jahr war für unsere Kunden geprägt von einer großen Anzahl von erfolgreich erteilten Global Talent Visas, sc 189 Visas und 190 Visas. Auch ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage von Familienunternehmen und selbständigen Unternehmern führte zu einer Vielzahl von erteilten Permanent Residence Visa. Die Anzahl der erteilten Arbeitserlaubnisse (Work Visa im Rahmen von Entsendungen) erreichte einen neuen Höchststand und zeigte auch uns, dass die Nachfolgen der Pandemie offensichtlich in Australien überwunden sind.
Während wir uns auf das neue Jahr freuen, sind wir gespannt auf die bereits durch das Department of Home Affairs angekündigten neuen Visaregeln und damit verbundenen Möglichkeiten für alle australischen Auswanderer. So wurde z.B. ein Visum für Skilled Professionals mit einwöchiger Bearbeitungszeit durch das Department angekündigt.
Die verkürzten Bearbeitungszeiten sollen auch durch die Optimierung von bereits bestehenden digitalen Prozessen, vernetzten Algorithmen und KI sichergestellt werden.
Der Einsatz dieser neuen Technologien birgt jedoch auch gleichzeitig gewisse Herausforderungen für alle Auswanderer.
Auf diesen Punkt wollen wir in unserer heutigen Kolumne beispielhaft eingehen.
Unsere heutige Protagonistin ist Alwine Lösche, Geschäftsführerin eines spezialisierten Reiseveranstalters für Touren im hohen Norden. Sie soll für unser heutiges Beispiel Alleingesellschafterin und Geschäftsführerin einer Ein-Personen-GmbH sein.
Die Grundlage für Auswanderer
Es ist den meisten Auswanderern geläufig, dass im Rahmen eines Visaantrages einige Vorbedingungen durch den Antragsteller zu erfüllen sind. Als Beispiel sei hier der Englisch-Test genannt. Entweder man besteht diesen – oder nicht. Der Testausgang ist eindeutig und kann anhand des Testergebnisses als harter Fakt bezeichnet werden.
Etliche Auswanderer unterschätzen jedoch die sogenannten „weicheren Faktoren“. Wir hatten in unserem letzten Beitrag bereits den Charakter-Test angesprochen.
In unserer heutigen Kolumne wollen wir den Begriff des „richtigen Weges“ vorstellen. Denn auch dieses ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Case Officer, der Ihren Visumantrag prüft.
“Der richtige Weg” für Auswanderer
Bereits am 21 Oktober 2013 hat der damalige Minister for Immigration & Border Protection, Scott Morrison, in seiner Rede folgenden Hinweis gegeben:
„The Coalition is committed to stopping those who come the wrong way and we are taking back control of ….. our migration programme as a result, whether it's taking that back from … anyone else who wants to have a crack at our …..immigration programme.”
And we are encouraging people to come the right way, ….. They're the people we want to come.“
Auf deutsch:
„Die Koalition setzt sich dafür ein, diejenigen zu stoppen, die den falschen Weg einschlagen, und wir erobern dadurch die Kontrolle über … unser Migrationsprogramm zurück, ganz gleich, ob wir das von … jedem anderen zurücknehmen, der unser Einwanderungsprogramm umgehen will.“
Und wir ermutigen die Menschen, den richtigen Weg zu gehen, ….. sie sind die Menschen, die zu uns kommen sollen.“
Es sollte also jedem Auswanderer klar sein, dass im Rahmen des Antrages für ein Visum „der richtige Weg“ einzuschlagen ist.
Was ist aber nun der „richtige Weg“?
Und was hat das allen mit digitalen Prozessen, vernetzten Algorithmen und KI zu tun?
Erinnern Sie sich noch an unsere Empfehlungen im Rahmen des Charakter-Test. Hier nochmals unsere Empfehlung für alle die unsere Kolumne zum Charakter-Test verpasst haben:
„Machen Sie sich vor Antragstellung klar, welche Angaben aus Ihrem Lebenslauf mit Angaben auf Ihren öffentlich zugänglichen Social Medien Profilen verifiziert werden können. Und noch wichtiger: Gibt es ggf. Widersprüche?“
Unsere Empfehlung des „richtigen Weges“ für Australien Auswanderer
Bezogen auf den Begriff des „richtigen Weges“ lautet unsere Empfehlung so:
„Machen Sie sich vor Antragstellung klar, welche Angaben aus Ihren eingereichten Unterlagen durch Angaben, die dem Department of Home Affairs vorliegen, verifiziert werden können. Und noch wichtiger: Bedenken Sie, das Department of Home Affairs greift ggf. automatisiert auch auf andere australische Behördendaten zu, um eventuelle Widersprüche zu klären.“
Wir wollen dieses an nachfolgendem Beispiel verdeutlichen.
Ein Vorwegnehmen von Entscheidungen kann zu gravierenden Konsequenzen führen
Erinnern Sich noch an unsere Protagonistin A. Lösche? Wichtig für unser heutiges Beispiel ist: Sie ist die einzige Geschäftsführerin und alleinige Gesellschafterin Ihres Unternehmens.
Da die Bearbeitung durch das Department of Home Affairs für ein mehrstufiges permanentes Visumverfahren für Investoren und Unternehmer zwischen 9-12 Monate nach Antragseinreichung betragen kann, hat unsere geschäftsführende Gesellschafterin beschlossen, auf eigene Faust eine Langzeit-Touristenvisum zu beantragen.
Der Antrag wurde durch das beauftragte Reisebüro kostenfrei gestellt. Ein 12-monatiges Touristenvisum wurde innerhalb weniger Stunden automatisch und online erteilt. Zur Freude der Familie wurden auch gleich der Partner und der Nachwuchs miteingeschlossen.
Der Einreise nach Australien stand nun nichts mehr im Wege und die Familie hat beschlossen, die Wartezeit auf Erteilung des permanenten Visum in Australien zu verbringen. Es wurde eine Wohnung angemietet, die Kinder in der Schule angemeldet und unsere Geschäftsführerin hat bereits vor Ort erste Gespräche mit Geschäftspartner und Lieferanten geführt. Gleichzeitig konnte sie ihr Unternehmen, eine Online-Plattform, aus Australien weiterführen.
Das klingt doch alles nach einem effizienten Vorgehen. Oder was meinen Sie, liebe Leser?
Die böse Überraschung blieb nicht aus
Nach sechs Monaten hat das Department of Home Affairs im Rahmen eines Bescheides dem Unternehmen die Erlaubnis verweigert, jegliche Mitarbeiter (also auch Geschäftsführer oder Gesellschafter) nach Australien zu entsenden.
Bitte verdeutlichen Sie sich diese Aussage: Dem Unternehmen wurde die Erlaubnis verweigert, alle Mitarbeiter, einschließlich der Geschäftsführung, auf einem Visum in Australien zu sponsern.
Und wenn Sie geduldig bis hierhin gelesen haben, dann werden Sie auch gleich verstehen, welche Herausforderungen vernetzte Algorithmen und KI aufwerfen können.
Was ist passiert?
Die KI und der Algorithmus des Department of Home Affairs kamen zu dem Ergebnis, dass unsere Geschäftsführerin keine „ehrlichen Absichten“ hätte.
Denn die KI liefert Entscheidungsvorlagen auf Grundlage der ihr bekannten Fakten.
Es wurde festgestellt
Der Antragsteller hat, nach Prüfung der Datenbänke anderer Behörden, seine Kinder in einer Schule angemeldet und eine Mietwohnung in Australien bezogen. Dieses Verhalten ist für „Touristen“ unüblich und spricht im Gesamtbild für einen Versuch das Einwanderungsprogramm zu umgehen (indem z.B. eine etwaige Visumerteilung vorweggenommen worden ist).
weiterhin
Der einzige Geschäftsführer hält sich auf einem Langzeit-Touristenvisum in Australien auf. Das Touristenvisum hat keine Arbeitsrechte. Folgerichtig kann der Geschäftsführer, während seines Australienaufenthaltes auch nicht für sein deutsches Unternehmen gearbeitet haben. Das Unternehmen ist somit führungslos und nicht operativ tätig (also ein Hobby).
und
Der einzige Geschäftsführer hält sich auf einem Langzeit-Touristenvisum in Australien auf. Das Touristenvisum hat keine Arbeitsrechte. Sollte der Geschäftsführer für sein deutsches Unternehmen in Australien gearbeitet haben, so hätte er vermutlich seine Visumbedingungen gebrochen (keine Arbeitserlaubnis auf einem Touristenvisum). Ein Bruch der Visumbedingungen führt i.d.R. zu einer Einreisesperre von üblicherweise 3 Jahren in der kein weiteres Visum beantragt werden kann.
Für alle Freunde des etwas älteren Brettspieles Mühle: Erinnern Sie sich noch an die „Zwickmühle“?
Promotion from our Partner
Auch das Department of Home Affairs hat im vorstehenden Beispiel unsere Geschäftsführerin in eine missliche Lage gebracht.
Jegliche Antwort bewirkt eine Veränderung der bereits im eingereichten Visumantrag gemachten Angaben und wird vermutlich zu einer Verschlechterung der Situation führen. Eine Antwort muss in jedem Fall durchdacht und wohlüberlegt sein.
Denn die Anzahl der Unternehmen, die von den Algorithmen und der KI „herausgefischt“ werden, steigt stetig an.
Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie doch mal in den „Register of sanctioned sponsors“.
Sie haben richtig gelesen. Australien veröffentlicht mittlerweile Arbeitgeber und Unternehmen, die durch das Department of Home Affairs „bestraft“ wurden:
https://www.abf.gov.au/about-us/what-we-do/sponsor-sanctions/register-of-sanctioned-sponsors
Wenn wir versuchen diesen doch etwas komplexeren Sachverhalt zu erklären, treffen wir manchmal auf Wut und Zorn.
Wut und Zorn sind nicht hilfreich
Schon seit längerem raten wir all unseren Mandanten, keinerlei Schritte im Vertrauen auf eine Auswanderung zu unternehmen, bis die Visa erteilt sind.
Bei der Beantragung eines Visum für Australien scheinen sich der einen oder andere Auswanderer falsch einzuschätzen. Diese Selbstüberschätzung ist möglicherweise die größte Gefahr für eine erfolgreiche Auswanderung.
Warum verzichten Sie auf die frühzeitige Hilfe von Fachleuten? Sie gehen zum Arzt, wenn die Nase läuft. Lassen Sie sich im Zweifel beraten – denn Australien „funktioniert anders“.
Mit dem heutigen Artikel wollen wir Ihnen vor Augen führen, dass ein Vorwegnehmen von Entscheidungen -im Vorfeld einer Visumerteilung- gravierende Auswirkungen haben kann.
Auch wenn die Bearbeitungszeiten durch das Department langwierig sind, bitte bleiben Sie geduldig.
Und wenn Sie eine Ablehnung erhalten, dann können auch wir Ihre Frustration nachvollziehen.
Neu ist jedoch, dass eine Handvoll abgelehnter Antragsteller Ihre Wut freien Lauf lassen umso eine Abänderung eines negativen Bescheides zu erzwingen. Da wird mit Bewertungen in sozialen Medien gedroht, zornige Briefe an den Case Officer verschickt oder sogar der Minister of Immigration in Australien angeschrieben.
Wir verfolgen solche Ausbrüche derzeit mit stoischer Gelassenheit. Denn Wut und Zorn führen nicht dazu, dass ein negativer Bescheid in ein Visum umgewandelt wird.
Die zuständigen Behörden und Case Officer halten sich an die rechtlichen Bestimmungen und Vorgaben des Department of Home Affairs. Auch unsere Anwälte folgen den rechtlichen Vorgaben – immer und im Interesse aller unserer Mandanten.
Die bittere Realität: Nicht jeder negative Bescheid kann durch einen nachfolgenden Zweitantrag in einen positiven Bescheid umgewandelt werden.
Wir hoffen jedenfalls, dass unsere Kolumne eine vernünftige Diskussion ermöglicht und Auswanderungswillig vor falschen Entscheidungen bewahrt.
Unsere heutige Empfehlung ist einfach: Halten Sie sich an die von den australischen Behörden vorgegebenen Spielregeln – von Anfang an und bis zur Erteilung Ihres Visums.
Wir sind uns sicher, dann wird Ihre Auswanderung auch ein Erfolg.
Und wenn Sie mehr zum Charakter-Test wissen wollen, dann lesen Sie doch bitte unsere Artikel:
Charakter Test für Auswanderer
Ein australisches permanentes Visum gilt ein Leben lang!
Auswanderer - Aktuell Informiert
Aktuelle Informationen zum Thema "Visum Australien" auf einen Blick im Blog für Auswanderer:
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