Warum wird der Charakter Test für Auswanderer immer wichtiger? Und was hat das eigentlich mit Ihrem Lebenslauf zu tun?

Machen Sie sich Gedanken über Ihren „Charakter Test“? Oder planen auch Sie demnächst ein australisches „Skilled Visum“ zu beantragen oder ggf. ein Berufsanerkennungsverfahren oder Skills Assessment anzustoßen?

Dann wollen wir heute mit Ihnen über den trügerischen Traum vom perfekten Lebenslauf reden.

Gerade in den letzten Jahren hat sich die Zahl von Auswanderern, die am Charakter Test scheitern, schlagartig erhöht.

Und dafür gibt es einen guten Grund.

Wir dürfen Sie heute mit einem konkreten Beispiel in das Thema einführen: A. Storch ist ein angestellter Manager, der in einem Möbelhaus arbeitet und nach eigenen Angaben dort im Bereich Teamleitung/Management ausgebildet wurde. Er wird durch seinen Arbeitgeber aktuell und allzeit weitergebildet. So steht es zumindest in seinem selbst verfassten Lebenslauf, den er im Rahmen seiner Anträge bei den zuständigen Behörden in Australien eingereicht hat.

Was ist der Charakter Test?

Der Charakter Test im Zusammenhang mit der Antragstellung auf ein Visum in Australien basiert auf dem australischen Verständnis, dass Visaantragsteller alle Charakteranforderungen bei Antragstellung erfüllen und weiterhin nach Antragstellung einen guten Charakter behalten müssen.

Nun ja, jeder versteht unter einem guten Charakter vermutlich etwas anderes.

Deshalb hat das Department of Home Affairs eine Webseite eingereicht. Hier wird der Charakter Test ausführlich erläutert.

Es ist für viele Auswanderer nicht überraschend, dass dabei Beispiele wie „schwere Vorstrafen“ oder „gesucht von Interpol“ auftauchen:

https://immi.homeaffairs.gov.au/help-support/meeting-our-requirements/character

Viele Auswanderer scheinen jedoch immer noch zu übersehen, dass zwei weitere Bedingungen der sogenannte „Character Requirements“ wie folgt lauten:

• “truthfully answer all questions”
• “provide all requested information”

Auf Deutsch:

• „alle angeforderten Informationen bereitstellen“
• „alle Fragen wahrheitsgemäß beantworten“

Und damit sind wir beim Kern des heutigen Artikels.

Wenn eine australische Behörde im Rahmen Ihres Visumantrages Sie auffordert einen Lebenslauf bereitzustellen, dann hat die Antwort (also der Inhalt Ihres Lebenslaufes) wahrheitsgemäß zu sein.

Im Umkehrschluss bedeutet dieses jedoch auch: Kann die australische Behörde wahrheitswidrige Angaben in Ihrem Lebenslauf nachweisen, dann haben Sie ggf. den Charakter Test nicht bestanden.

Bitte lassen Sie sich diesen Zusammenhang nochmals auf der Zunge zergehen.

So schreibt z.B. eine große deutsche Jobbörse, „dass Lebensläufe im Rahmen einer Bewerbung erstellt werden. Damit der Bewerber in einem guten Licht steht werden Lebensläufe daher auch gerne einmal aufpoliert“.

Lebensläufe, die jedoch im Rahmen Ihres Visumantrages eingereicht werden, sind keine Bewerbungen auf einen zukünftigen Arbeitsplatz. Ihr Lebenslauf dient dem Department of Home Affairs ausschließlich dazu, Ihren Visumantrag - auch im Rahmen des Charakter Tests - zu überprüfen.

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Wie kann eine Überprüfung Ihres Charakters erfolgen

Es ist für viele Auswanderer geläufig, dass ein polizeiliches Führungszeugnis im Rahmen des Visumantrages einzureichen ist.

Gleichzeitig wissen anscheinend viele Visaantragsteller noch immer nicht, dass Anträge im Zeitalter von Algorithmen, KI und Social Media in Sekunden und automatisch im Rahmen des Charakter Tests geprüft werden können.

Um es einfach auszudrücken: Australische Behörden können jederzeit Ihre gemachten Angaben einer Überprüfung unterziehen. Und dieses kann heutzutage in Sekunden erfolgen. Wenn z.B. widersprüchliche Angaben auf Ihren Social Media Profilen veröffentlicht worden sind, kann der zuständige Case Officer Sie zur Klärung von notwendigen Nachweisen zu Angaben in Ihrem Lebenslauf auffordern.

Und wenn Sie glauben, dass dieses alles übertrieben oder auf unserem Mist gewachsen sei, so lesen Sie doch bitte einmal diese veröffentlichte Dienstanweisung des Department of Home Affairs aus 2016 (!) zum Thema Facebook Profil:

https://www.homeaffairs.gov.au/foi/files/2020/fa-200200742-document-released.PDF

Machen Sie sich vor Antragstellung klar, welche Angaben aus Ihrem Lebenslauf mit Angaben auf Ihren öffentlich zugänglichen Social Medien Profilen verifiziert werden können. Und noch wichtiger: Gibt es ggf. Widersprüche?

Erinnern Sie sich noch an den Manager A. Storch. Auf seinen Social Media Profilen hat die australische Behörde Angaben vorgefunden, die den Angaben in seinem Lebenslauf widersprechen. Gezielt hat der zuständige Case Officer nun um Vorlage von Nachweisen gebeten, die die Angaben in seinem Lebenslauf belegen sollen.

Und Ihre Antwort sollte dann nicht sein, dass Sie Ihren Lebenslauf „aufpoliert“ haben. Denn im Rahmen des Charakter Tests sollen ja alle von Ihnen gemachten Angaben im Rahmen des Visumantrages „wahrheitsgemäß“ gemacht worden sein.

Doch einige Antragsteller lügen sich beim Lebenslauf immer noch gerne in die Tasche.

Sollte Ihr Lebenslauf Sie als Manager eines Möbelhauses darstellen und Ihr LinkedIn oder Xing Profil angeben, dass Sie dort zurzeit als Fachverkäufer tätig sind, dann kann dieser Widerspruch zu gravierenden Problemen führen.

Die Reparatur falscher Angaben kann ins Geld gehen oder im schlimmsten Fall, nicht mehr geheilt werden. Denn australische Behörden prüfen letztendlich auch immer Ihren „Charakter“.

Lügen haben auch bei Anträgen in Australien kurze Beine. Gerade im Zeitalter der Algorithmen und künstlicher Intelligenz können einmal gemachte Angaben in Sekunden überprüft werden.

Falls im Zweifel: Stapel Sie bei Ihrem Lebenslauf für Ihren Visaantrag lieber „tief“. Es ist eben gerade kein Lebenslauf für eine Bewerbung.

Und sollten Sie keine Zeit haben sich in wichtige Details einzulesen, dann beraten wir Sie gerne.

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